Die Verdauung

Nahrungsmittel, die wir essen, können vom Körper erst verwendet werden, wenn sie in einzelne Nährstoffe aufgespalten werden. Dies geschieht im Verdauungskanal.
Der Verdauungskanal besteht aus Mund, Speiseröhre, Magen und Darm. Auch Leber und Bauchspeicheldrüse greifen in den Verdauungsvorgang ein.
Im Mund werden die Lebensmittel zerkleinert und mit dem Speichel vermischt. Schon der Volksmund prägte den Spruch “gut gekaut ist halb verdaut”.
Durch den Schluckvorgang gelangt die Nahrung in die Speiseröhre und wird durch Wellenbewegung zum Magen geleitet.
Im Magen wird der Speisebrei mit dem Magensaft vermischt und die Verdauung beginnt. Nach ca. 1 Stunde (bei schwer verdaulichen Mahlzeiten nach mehreren Stunden) wird der Mageninhalt in kleinen Portionen in den 4-5 m langen Dünndarm abgegeben.
Im ersten Teil des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm wird der halb verdaute Nahrungsbrei mit weiteren Verdauungssäften aus dem Darm selbst, der Bauchspeicheldrüse und der Leber vermengt. Während eines 4-6stündigen Verdauungsvorgangs werden kleinste Nährstoffe hergestellt, und im mittleren und unteren Dünndarmabschnitt
durch die Darmwand in die Blut- oder/und Lymphbahn weitergeleitet. Das Blut befördert die Nährstoffe zu den Zellen der Organe und Gewebe wo sie zu Brenn-, Bau- oder Reglerstoffen ein-, um- oder abgebaut werden.
Die Nahrungsreste gelangen dann am Ende des Dünndarms in den 0,90 m - 1,30 m langen Dickdarm. Sie brauchen ca.
12 - 14 Stunden um diesen zu passieren.
Im Dickdarm werden die restlichen unverdaulichen Bestandteile des Nahrungsbreis von lebenswichtigen Bakterien abgebaut.
Der Dickdarm entzieht dem Speisebrei Wasser und Mineralstoffe (z.B. Salz) und sorgt so für eine Eindickung des “Breis”. Unverwertbare Nahrungsreste werden ausgeschieden.
Diese Vorgänge laufen selbstständig und regelmäßig ab, so lange Magen und Darm intakt sind.
Kommt es zu Störungen dieses Systems, spricht man von einer Verdauungsstörung, die meist mit Beschwerden wie z.B.: Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall einhergehen. Da diese Beschwerden in der Regel in Zusammenhang mit einer Mahlzeit stehen, liegt es nahe, die Gründe dafür bei der Nahrungsmittelauswahl oder bei der Ernährungsweise zu suchen.
So wird vorsichtshalber eine leicht verdauliche Kost empfohlen, um den Verdauungstrakt zu entlasten. Wenn die Beschwerden nicht zurückgehen,muss die Ursache geklärt werden, denn viele Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes kommen als Grunderkrankung in Frage.

 

Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes

Bei vielen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes wurden (werden teilweise auch heute noch) so genannte Schonkosten zur Unterstützung der ärztlichen Therapie eingesetzt, obwohl diese Diäten nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren. Heute hat sich die leicht verdauliche Kost durchgesetzt, bei der lediglich die Nahrungsmittel eliminiert werden, die auf der Unverträglichkeitsliste vermerkt sind. Aus meiner langjährigen Berufserfahrung weis ich, dass gerade bei Erkrankungen des Verdauungstraktes oftmals eine professionelle Ernährungsberatung von großer therapeutischer Bedeutung sein kann.

Magengeschwür

Das Magengeschwür ist diätetisch gesehen von eher geringer Bedeutung. Die Jahrzehnte langen eingesetzten Diäten brachten keine nennenswerten Heilerfolge bei der Behandlung.
Ein Verzicht auf das Rauchen und bei frischen Magengeschwüren auf scharf gewürzte Speisen und starken Kaffee können hilfreich sein.

Morbus Crohn / Colitis ulcerosa (Chronisch entzündliche Darmerkrankungen)

Colitis ulcerosa beschränkt sich in den meisten Fällen auf den Bereich des Dickdarms, wo gegen der Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt befallen kann.
Beide Erkrankungen treten in Schüben auf. Eine spezielle Diät im entzündungsfreien Stadium wird nicht empfohlen. Eine leicht verdauliche Kost, bei der auf individuell unverträgliche Nahrungsmittel verzichtet werden sollte, hat sich in den meisten Fällen bewährt. Wichtig ist eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung, die alle Nährstoffe enthält. Im akuten Schub ist eine leicht verdauliche, ballaststoff- und fettarme Kost zu empfehlen.
Eine Ernährungsberatung wird dringend empfohlen.

Reizdarm

Da die genaue Entstehung des Reizdarmsyndroms noch nicht ausreichend bekannt ist, ist die Therapie nur symptomatisch. Es erfolgt keine Heilung, allerdings kann mit Ernährung und Medikamenten eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Eine genaue Ernährungsanalyse kann hier Aufschluss darüber geben welche Nahrungsmittel Beschwerden verursachen.
Grundvoraussetzung für eine Ernährungsanalyse ist die Bereitschaft der Betroffenen ein 7tägiges Ernährungs- und Schmerztagebuch gewissenhaft zu führen.

Obstipation

Eine Obstipation (Verstopfung) bedeutet, dass sich der Darm nur alle 3-4 Tage entleert, wobei der Stuhl meistens relativ hart ist.
Häufige Ursachen, neben krankhaften Veränderungen des Darms, sind eine ballaststoffarme Ernährung, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr und
Bewegungsmangel. Liegt eine Grunderkrankung vor, muss diese zunächst ärztlich behandelt werden.
Ansonsten kann eine Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten meist Abhilfe schaffen. Die Ernährungsumstellung sollte langsam erfolgen,
damit der Darm sich an die neue Kostzusammensetzung gewöhnen kann.
Eine professionelle Ernährungsberatung sollte in Anspruch genommen werden.

Divertikulose / Divertikulitis

Divertikel sind Ausstülpungen von Wandschichten eines Hohlorgans und können im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Divertikel im Dickdarm treten bevorzugt (80-90%) im Sigma auf. Begünstigte Faktoren für die Entstehung von Divertikeln sind: Bindegewebsschwäche der Darmwand, ballaststoffarme Ernährung und Drucksteigerung im Darm durch Verstopfung. Treten Divertikel in größerer Anzahl auf, spricht man von einer Divertikulose. In den Divertikeln kann sich Kot ansammeln, dadurch wird die Darmschleimhaut gereizt. Es kommt, durch eine lokale Vermehrung von Bakterien zu einer Entzündung: der Divertikulitis. Diese geht mit starken Schmerzen einher und muss ärztlich behandelt werden. Nach Abklingen der Entzündung und der Beschwerden ist meist eine Ernährungsumstellung erforderlich. Da es für diese Erkrankung sehr viele, nicht wissenschaftlich belegte, Empfehlungen gibt, wird eine Ernährungsumstellung unter professioneller Anleitung empfohlen.

Große Operationen im Magen-Darm-Trakt

Nach einem großen chirurgischen Eingriff im Magen-Darm-Trakt z.B. nach einer Gastrektomie (Magenentfernung), Entfernung größerer Teile des Darms (z.B. Kurzdarm-Syndrom) oder Whipple-Operation ist stets eine diätetische Therapie notwendig, um einer Mangelernährung vorzubeugen und dem Einzelnen ein größtmögliches Maß an Lebensqualität zu erhalten. Die, bei diesen Erkrankungen, oft empfohlenen streng fettarmen Kostformen führen oftmals zu hohem Gewichtsverlust und sind meistens nicht erforderlich. Im Vordergrund der Therapie steht eine ausgewogene, bedarfsdeckende Ernährung. Wenn diese mit der “normalen Kost” nicht erreicht werden kann, sollte nicht gezögert werden eine enterale oder parenterale Ernährung unterstützend einzusetzen. Dies wird von dem behandelnden Arzt veranlasst.

Dick-Dünndarm-Stoma

Der Begriff Stoma kommt aus dem griechischen und bedeutet “Mund”. Er bezeichnet in der Medizin eine künstliche, durch Operation geschaffene Körperöffnung. Mit einem Stoma zu leben ist kein einfaches Schicksal aber auch kein Grund am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilzunehmen. Speziell ausgebildete Stomatherapeuten übernehmen die Aufklärung über die Handhabung des künstlichen Darmausgangs. Stomapatienten müssen nicht auf eine abwechslungsreiche, schmackhafte Ernährung verzichten und benötigen keine besondere Diät. Da Patienten aber auf Nahrungsmittel unterschiedlich reagieren, sollten in einer Ernährungsberatung die möglichen Einflüsse und Wirkung einzelner Nahrungsmittel ausführlich erklärt werden

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